Gesichter
hinter der Mode

Die Modewelt schmückt sich mit Glanz und Glamour, unterschlägt aber die unzähligen Geschichten der Menschen, die in der Textilindustrie oder angeschlossenen Sektoren arbeiten. Sechs Kambodschaner*innen erzählen hier ihre Geschichten von schwierigen Arbeitsbedingungen, Kämpfen und Widerständen.

Sineat Yon

Porträt von Sineat Yon:„Meiner Erfahrung nach ist die Arbeit in der Schuhfabrik eine sehr harte.“

Sineat Yon ist Übersetzerin und Journalistin. Früher arbeitete sie in einer Schuhfabrik in Kambodscha.

Sineat Yon kennt die gravierenden Missstände in der Modeindustrie Kambodschas: Hunderte Menschen arbeiten auf engstem Raum bei Temperaturen von über 30 Grad zusammen. Eine Klimaanlage gibt es nicht. Es fehlen Sicherheitsvorkehrungen, um die Arbeiter*innen beispielsweise vor giftigen Chemikalien zu schützen, welche in der Produktion verwendet werden. Als Sineat Yon in einer der Fabriken arbeitete, lag der Mindestlohn noch bei 95 US-Dollar im Monat, mehr als 100 US-Dollar konnte sie im Monat aber nicht verdienen. Zum Leben reicht das nicht aus, deswegen kündigte sie.

Ich denke, dass es noch einige Dinge gibt, die verbessert werden müssen"

Mindestlohn in Kambodscha:

Seit 2014 wurde der Mindestlohn in der kambodschanischen Bekleidungs- und Schuhindustrie stetig angehoben. Erhielten die Arbeiter*innen im Jahr 2014 mindestens 95 US-Dollar im Monat, waren es im Jahr 2019 182 US-Dollar. Existenzsichernd, also ausreichend zur Befriedigung der Grundbedürfnisse von Arbeiter*innen und deren Familien, ist ihr Gehalt aber immer noch nicht. Mit der Erhöhung des Mindestlohnes ist auch größerer Leistungsdruck verbunden. So wird von immer höheren Zielvorgaben der Fabrikbesitzer berichtet, für die aber weniger Arbeiter*innen pro Auftrag einsetzen. In Fällen nicht erreichter Produktionsziele, kam es bereits zur Androhung harter Disziplinarmaßnahmen sogar in Form von physischer und psychischer Gewalt.

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