Porträt von Ran Ren: „Ich war nicht sicher, was ich in der Zukunft tun sollte, denn ich war nun behindert.“
Ran Ren arbeitet seit ihrem 18. Lebensjahr als Näherin. Bei einem Unfall auf dem Weg zur Arbeit verlor sie ihren linken Arm
Rund sechs Tage in der Woche arbeitete Ran Ren in einer der großen Fabriken unweit der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Im April 2019 kam es auf ihrem Arbeitsweg zu einem schweren Verkehrsunfall. Zehn Tage verbrachte Ran Ren im Krankenhaus. Die Kosten dafür übernahm der National Social Security Fund, die staatliche Sozialversicherungskasse. „Ich wurde mit zwei Armen geboren, ich war gewöhnt, zwei Arme zu haben und plötzlich hatte ich einen verloren.“ Ran Ren musste lernen, alltägliche Aufgaben nur mit ihrem rechten Arm auszuführen. Nach sechs Monaten kehrte sie in neuer Position zur Arbeit in die Textilfabrik zurück. Auf eine Entschädigung für den Verlust ihres Armes wartet Ran Ren bis heute.
„Ich wurde mit zwei Armen geboren, ich war gewöhnt, zwei Arme zu haben und plötzlich hatte ich einen verloren.“
Gesundheitsversorgung von Arbeiter*innen:
Seit Januar 2018 sind kambodschanische Fabrikinhaber*innen dazu verpflichtet, die Beiträge ihrer Arbeiter*innen zur staatlichen Krankenversicherung in vollem Umfang zu übernehmen. Viele Arbeiter*innen hatten zuvor Geld für medizinische Notfälle zurückgelegt, auch wenn dies manchmal bedeutete, weniger Essen kaufen zu können. Eine Krankenversicherung zu haben, reicht allein jedoch nicht aus, wenn der Zugang zu medizinischer Versorgung unzureichend ist. Problematisch ist etwa, wenn Krankenhäuser und Ärzt*innen lediglich während der regulären Arbeitszeiten der Fabrikarbeiter*innen geöffnet haben, schlecht ausgestattet oder viel zu weit weg sind.