Porträt von Lim Thida: „Früher haben wir hauptsächlich Radioshows produziert, aber viele unserer Sendungen wurden kürzlich verboten.“
Lim Thida ist Redaktionsleiterin und Moderatorin beim Cambodian Center for Independent Media. https://ccimcambodia.org
Lim Thida berichtet täglich über aktuelle gesellschaftliche wie politische Geschehnisse in Kambodscha. Sie hat jahrelang Shows für das Radio produziert. Doch die Regierung Kambodschas hat 2017 massive Einschränkungen der Pressefreiheit vorgenommen und regierungskritischen Medien verboten, ihre Inhalte zu senden. Auch ihre Nichtregierungsorganisation, welche sich für die Unterstützung unabhängiger Medien, Presse- und Meinungsfreiheit sowie den freien Zugang zu Informationen einsetzt, war davon betroffen. Lim Thida und ihr Team haben sich deshalb nun auf die Produktion von Online-Live-Shows spezialisiert. Bis zu 2000 Zuschauer*innen erreichen sie damit pro Sendung, je nach Thema. Besonders interessiert zeigen sich die Zuschauer*innen für die Positionierung der kambodschanischen Regierung gegenüber europäischen Forderungen zur Einhaltung der Menschenrechte.
„Manchen Radiosendern wurde die Sendeerlaubnis entzogen und von anderen, die sonst stundenweise Übertragungsrechte hatten, wurden die Verträge durch die Betreiber der Radiostationen aufgelöst.“
Handelspolitik zwischen Kambodscha und der EU:
Bis Mitte 2020 wurden Kambodscha durch die Europäische Union Zollpräferenzen im Rahmen der sogenannten „Everything but arms“-Regelung gewährt. Das im Jahr 2001 beschlossene Handelsabkommen räumt den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt einen zollfreien Zugang für alle Güter außer Waffen zum europäischen Markt ein. Vor dem Hintergrund schwerwiegender und systematischer Menschenrechtsverstöße der kambodschanischen Regierung wurden diese Zollpräferenzen inzwischen zurückgenommen. Betroffen davon sind auch Ausfuhren von Kleidung und Schuhen. Tausende Textilarbeiter*innen fürchten nun die Arbeitslosigkeit, denn die Handelssanktionen könnten dazu führen, dass ansässige Modeunternehmen ihre Kleidung künftig anderswo fertigen lassen. Außerdem wird befürchtet, dass die zusätzlichen Kosten für Zölle auf die Arbeiter*innen umgewälzt werden und somit deren Einkommen reduziert.